Was du in diesem Artikel lernst:
Qualität vor Quantität: Nicht jedes Verzeichnis bringt dir Sichtbarkeit – gezielt ausgewählte Einträge sind mehr wert als 20 Karteileichen.
Google Unternehmensprofil ist Pflicht: Ohne gepflegtes GBP verschenkst du die wichtigste Chance auf lokale Sichtbarkeit.
Aktualität entscheidet: Ein veralteter Eintrag schadet mehr, als er nützt – halte deine Daten konsistent und aktuell.
Branche & Region geben den Takt vor: Wähle Verzeichnisse, die deine Kund:innen tatsächlich nutzen – alles andere ist Zeitfresser.
Früher hast du im Telefonbuch geblättert, heute stolperst du bei Google über digitale Branchenverzeichnisse. Sie heißen Gelbe Seiten online, Das Örtliche, Yelp, 11880 & Co. – und irgendwie klingt’s, als müsste man da unbedingt drinstehen, sonst passiert digital gar nix.
Was sind Branchenverzeichnisse eigentlich?
Kurz gesagt: Branchenverzeichnisse sind die digitalen Nachfolger der guten alten „Gelben Seiten“. Dort kannst du deine Kontaktdaten, Öffnungszeiten und oft auch eine kleine Firmenbeschreibung hinterlegen.
Manche Verzeichnisse sind kostenlos, andere wollen Gebühren sehen – manchmal sogar richtig happige.
Der Gedanke dahinter: Wer dich googelt, soll dich überall finden können. Klingt erstmal logisch – aber in der Praxis sind viele Verzeichnisse kaum mehr als ein Sammelbecken für alte Telefonnummern.
Und genau da liegt das Problem: Nur weil dein Name irgendwo im Netz steht, heißt das noch lange nicht, dass du dadurch mehr Kunden gewinnst.
Mythos 1: „Jedes Verzeichnis bringt Sichtbarkeit“
Wäre schön, oder? Einmal überall eintragen, zurücklehnen und zusehen, wie die Kunden reihenweise anklopfen. Leider funktioniert’s so nicht. Google bewertet Qualität vor Quantität.
Ein Eintrag in 50 lieblosen Verzeichnissen bringt dir null, wenn niemand diese Portale nutzt – oder schlimmer: wenn sie längst von Spam überflutet sind.
Besser: Setz auf ein paar wenige, aber relevante Verzeichnisse. Da, wo deine Kund*innen wirklich unterwegs sind.
Mythos 2: „Ohne Eintrag findet dich keiner“
Falsch! Die wichtigste „Visitenkarte“ ist und bleibt dein Google Unternehmensprofil. Wenn jemand nach deinem Business sucht, poppt genau dieses Ergebnis prominent in der Suche und bei Google Maps auf. Branchenverzeichnisse sind höchstens die Zugabe – und zwar da, wo es Sinn macht:
- Ärzt*innen in Arztverzeichnissen
- Handwerker in regionalen Portalen
- Coaches in spezialisierten Branchenlisten
Expertentipp
Ein Eintrag in zig x-beliebigen Verzeichnissen ersetzt keine gute Website und keine kluge SEO-Strategie.
Mythos 3: „Einmal eintragen – für immer sichtbar“
Wäre das Leben nicht herrlich einfach, wenn das stimmen würde? Einmal Daten hinterlegt und nie wieder anfassen. Leider ist genau das Gegenteil der Fall: Viele Verzeichnisse veralten schneller, als dir lieb ist.
Telefonnummer geändert? Öffnungszeiten angepasst? Wenn das in den Verzeichnissen nicht aktualisiert wird, sieht’s für deine potenziellen Kund*innen so aus, als wärst du gar nicht mehr aktiv.
Und ganz ehrlich: Nichts schreckt mehr ab als falsche Infos im Netz. Lieber weniger Einträge, dafür aktuell und gepflegt.
Welche Verzeichnisse lohnen sich wirklich?
Kurz vorweg: Verzeichnisse sind Beifahrer, nicht dein Motor. Der Motor ist deine Website + Google-Unternehmensprofil + echte Bewertungen. Wenn du Verzeichnisse nutzt, dann gezielt – mit Fokus auf Reichweite, Relevanz und Pflegeaufwand.
Must-have (für fast alle lokalen Selbstständigen)
a) Google Unternehmensprofil (GBP)
- Sichtbarkeit in Suche & Google Maps („Local Pack“).
- Funktionen: Öffnungszeiten, Leistungen, Posts/Angebote, Q&A, Nachrichten, Buchungslinks.
- Hebel: Bewertungen aktiv aufbauen, Kategorien sauber wählen, Leistungen/Keywords in Beschreibungen.
b) Apple Maps (über Apple Business Connect)
- Wichtig für iPhone-Nutzer:innen, Siri & CarPlay.
- Kurz & schmerzlos: Daten konsistent halten (NAP), Kategorien setzen.
c) Bing Places
- Geringerer Anteil als Google, aber „Low Effort, Zusatz-Reichweite“.
- Tipp: Daten mit GBP synchronisieren, damit Pflegeaufwand klein bleibt.
Sinnvolle Ergänzungen – je nach Branche
Picke hier maximal 1–3 passende Verzeichnisse. Qualität > Liste.
Gesundheit & Heilberufe
- Ärztesuche/Heilberufe-Portale mit Terminfunktion sind stark (z. B. Patienten buchen direkt).
- Kammer-/Verbandsverzeichnisse (Seriosität + Backlink).
Gastronomie & Tourismus
- Plattformen mit echter Nutzerreichweite: Restaurant-/Hotel-Portale und Reise-Communities (Tisch-/Zimmerbuchung + Bewertungen).
- Regionale Tourismusverzeichnisse (oft sehr sichtbar bei Orts-Keywords).
Handwerk & lokale Services
- Regionale Handwerkerportale, Stadtportale, Innungs-/HWK-Verzeichnisse (Vertrauen, lokale Rankings).
- Projekt-/Anfrage-Plattformen nur, wenn du Anfragen sauber filtern kannst (Zeitfresser-Gefahr!).
Beauty, Wellness, Fitness
- Buchungsportale (Termin direkt im Profil), plus lokale Portale mit Bewertungsfunktion.
Recht & Steuern
- Offizielle Kammer-/Berufsverzeichnisse (Glaubwürdigkeit).
- Seriöse Fachportale mit echter Nachfrage.
Beratung/Coaching/Kreativ
- Verbandsverzeichnisse, Awards/Listen mit Redaktion.
- Alternativ: Profilseiten auf Business-Netzwerken (LinkedIn/XING) sauber SEO-tauglich pflegen.
3) Regionale Verzeichnisse mit Rückenwind
- Stadtportale & Wirtschaftsregionen (z. B. City-Marketing, Standortinitiativen).
- IHK/HWK-Verzeichnisse, Branchen-/Gewerbevereine.
- Tourismus-/Kommunalportale, wenn deine Zielgruppe lokal sucht.
Expertentipp
Wenn das Portal bei „Leistung - Stadt“ selbst auf Seite 1 rankt, lohnt sich ein Eintrag eher.
4) Bewertungsplattformen (als Vertrauens-Booster)
- Google-Bewertungen sind Pflichtprogramm (sichtbar + Rankingfaktor).
- Je nach Branche eine zusätzliche Plattform, die Kund:innen wirklich nutzen (z. B. branchenspezifisch oder bewährte Allrounder).
- Ziel: Wenige Kanäle, aber dort kontinuierlich neue, echte Bewertungen.
Quick-Check: Lohnt sich dieses Verzeichnis?
Bewerte jedes Verzeichnis von 0–5 in fünf Kriterien:
- Reichweite: Wie sichtbar ist das Portal bei deinen Suchbegriffen?
- Relevanz: Passt die Zielgruppe/Branche/Region?
- Kontrolle: Kannst du Profil, Fotos, Leistungen und Bewertungen selbst pflegen?
- Kosten: Fair, transparent, monatlich kündbar?
- Pflegeaufwand: Realistisch in deinen Alltag integrierbar?
Expertentipp
Go/No-Go: Ab ≥16 Punkten (von 25) ist es meist einen Test wert. Unter 12: Finger weg.
Red Flags: Hier sparst du dir Zeit & Nerven
- „Listen-Sie-sich-in-1000-Verzeichnissen“-Pakete.
- Lange Vertragslaufzeiten, Kleingedrucktes, Intransparenz.
- Portale ohne echte Nutzer (keine Rankings, kaum aktuelle Einträge).
- Kein Zugriff auf dein Profil / keine Datenkontrolle.
- Druck, Bewertungen zu „optimieren“ statt ehrlich aufzubauen.
So holst du das Maximum aus deinem Brancheneintrag raus
NAP-Konstanz
- Name, Adresse, Phone überall identisch.
- Schreibweisen, Abkürzungen, Sonderzeichen einheitlich.
Profiltext, der rankt & verkauft
- 1–2 Sätze Nutzenversprechen („Wobei hilfst du wem – in welcher Region?“).
- 3–5 Kernleistungen als Liste.
- 1 Call-to-Action: „Jetzt Termin anfragen / Angebot erhalten / Hier buchen“.
Vorlage Kurzbeschreibung (50–80 Wörter):
„[Dein Unternehmensname] unterstützt [Zielgruppe] in [Region] bei [Leistung]. Ob [Beispiel 1] oder [Beispiel 2] – wir packen’s an, zuverlässig und persönlich. Unser Ziel: [Nutzenversprechen]. Kontaktiere uns direkt unter [Telefonnummer] oder buche deinen Termin online.“
Bewertungen aktiv anstoßen
- Nach erfolgreichem Auftrag freundlich um Feedback bitten (mit Link).
- Auf jede Bewertung antworten (kurz, wertschätzend, fachlich).
Medien
- 1 Logo (klar & hochauflösend)
- 2–3 Bilder von dir oder deinem Team (authentisch, kein Stockkram)
- 1–2 Fotos von Arbeitsumgebung oder Ergebnis (z. B. Vorher/Nachher, Produkt, Werkstatt)
Bewertungen – das echte Gold
Bewertungen sind dein größter Vertrauensbooster. Frag aktiv danach – am besten direkt nach einem positiven Kontakt oder Abschluss.
Vorlage Bewertungs-Bitte (WhatsApp/Signal/E-Mail):
„Hey [Name], danke für die Zusammenarbeit . Wenn du kurz 2 Minuten hast: Es würde mir mega helfen, wenn du mir eine Bewertung hier hinterlässt
[Link einfügen]. Dein Feedback macht mich sichtbarer und hilft auch anderen, mich zu finden. Danke dir!“
Pflege leicht gemacht
- Stell dir einen Reminder alle 3 Monate: Daten checken, 1 neues Foto hochladen, ggf. Angebote aktualisieren.
- Reagiere auf jede Bewertung (kurz & wertschätzend). Das zeigt Aktivität – auch für Google.
Starter-Setup in 60 Minuten
- Google Unternehmensprofil anlegen/prüfen (Kategorien, Leistungen, Öffnungszeiten, 5 Bilder, Kurzbeschreibung, 3 FAQs).
- Apple Maps & Bing Places ergänzen (Daten aus GBP übernehmen).
- 1–2 Branchen-/Regionalverzeichnisse auswählen (Quick-Check) und sauber befüllen.
- Bewertungsprozess starten (Standard-Textbaustein + Direktlink).
- Reminder alle 3 Monate: Daten checken, 2–3 neue Fotos, 1 Angebot/News.
Fazit: Muss oder Mythos?
Branchenverzeichnisse sind weder Zaubermittel noch komplett überflüssig – sie sind ein Baustein im Sichtbarkeits-Puzzle. Wichtig ist, dass du gezielt auswählst: lieber 2–3 relevante Einträge, die du pflegst, statt 20 Karteileichen, die nur veralten.
Das Google Unternehmensprofil ist Pflicht – alles andere ist Kür und hängt von deiner Branche und deiner Zielgruppe ab. Denk dran: Sichtbarkeit entsteht nicht durch Masse, sondern durch Klarheit, Aktualität und Vertrauen.
Mut zur Sichtbarkeit heißt auch, mutig Nein zu sagen zu Dingen, die dich nur Zeit und Nerven kosten. Fokussiere dich auf das, was wirklich wirkt – und lass den Rest links liegen.